Geschichte

Hüttenchronik

Eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Hütte

1925 / 1926

 

errichtete die Sektion Chemnitz des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (D.u.Ö.AV) die „Neue Chemnitzer Hütte“ als Ersatz für die von ihr bereits 1895 erbaute Chemnitzer Hütte am Nevesjoch in Südtirol. Diese wurde infolge des 1. Weltkrieges entschädigungslos enteignet und dem italienischen Staat und dem Club Alpino Italiano (CAI) übereignet. Trotz Nachkriegswirren und Inflation konnte auf der Weißmaurachalpe die „Neue Chemnitzer Hütte“ in nur zwei Jahren erbaut und ihrer Bestimmung übergeben werden.

5 Betten, 23 Lager und 5 Notlager standen zur Verfügung. Schon damals war die Hütte hochalpiner Ausgangspunkt zur Hohen Geige, dem Hindenburgweg, zum Ötztal, der Braunschweiger Hütte usw.

 

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Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

1945

wurde wieder zu einem Schicksalsjahr. Die Hütte wurde als reichsdeutsches Eigentum beschlagnahmt. Nur die Namen von Angehörigen der Besatzungsmächte und von wenigen Einheimischen sind im Hüttenbuch zu finden. Heinrich Dobler, seit 1926 Hüttenpächter und –wirt, ist es zu verdanken, dass die Hütte die Nachkriegswirren unbeschädigt überstand.

Die Neue Chemnitzer Hütte im Jahr 1930

Hüttenwirt Heinrich Dobler 1926 bis 1948

1955

Alle reichsdeutschen Hütten wurden dem DAV in Treuhandschaft übergeben. (D.u.Ö.AV ist inzwischen in DAV und OeAV getrennt worden). Karl Schwarz, damaliger Wanderwart, prüfte im Auftrag des Vorstandes der Sektion Rüsselsheim die Möglichkeit, die „Neue Chemnitzer Hütte“ treuhänderisch zu übernehmen. Dies geschah dann auch.

1956

Von nun an sorgten jährliche, oft mehrmals durchgeführte Arbeitsausfahrten engagierter Sektionsmitglieder für Schadenssanierung, Erneuerung der Einrichtung, Pflege der Wege und – und – und.

1959

wurde durch eine Propangasanlage besseres Licht auf die Hütte gebracht. Kerzen und Öllampen hatten ausgedient, auch konnten nun Lebensmittel gasgekühlt werden. Tische und Bänke ermöglichten eine Außenbewirtschaftung. Kleinere und größere Probleme wurden in Eigenhilfe gelöst.

1968

konnte endlich das marode Dach durch eine solide, verzinkte Dachhaut ersetzt und eine neue Wasserleitung geplant und gebaut werden.

Die Neue Chemnitzer Hütte mit neuer Dacheindeckung

1973

Nach Auflösung der Sektion Chemnitz (mit Sitz in Wuppertal) wurde uns die Hütte vom Hauptverein zum Kauf angeboten. Trotz der hohen finanziellen Belastungen entschied sich die Sektion für die käufliche Übernahme. Damit übernahmen die Rüsselsheimer gleichzeitig die Verpflichtung, die Hütte im Sinne ihrer Erbauer weiterzuführen. Der Name „Neue Chemnitzer Hütte“ sollte zur steten Erinnerung an den alten Namen der Stadt Chemnitz, die zu Zeiten der DDR in Karl-Marx-Stadt umbenannt wurde, beibehalten werden. Nun konnten endlich Planungen für die zukünftige Bewirtschaftung der Hütte verwirklicht werden. Priorität hatte ein Materiallift, um unabhängig von Trägern oder der Hubschrauberversorgung zu werden. Ferner sollten auch die sanitären Verhältnisse zeitgemäß gestaltet werden und den Hüttenpächtern eine angemessene Unterkunft geboten werden. Weiter wurde ein Teil des Arbeitsgebietes an die Sektion Mainz übergeben. Damit entfiel eine große Sorge, da der ehemalige Geigenkammweg zur Braunschweiger Hütte (Hindenburgweg) nur mit größeren Investitionen gangbar gemacht werden konnte. Der Weg vom Weißmaurachjoch zum Pitztaler Jöchl hieß nun Mainzer Höhenweg und auf dem Wassertalkogel errichtete die Sektion Mainz als Notunterkunft das „Rheinland-Pfalz-Biwak“. Die Einweihung des neuen Verbindungsweges wurde festlich auf der Neuen Chemnitzer Hütte begangen.

Rheinland-Pfalz-Biwak am Mainzer Höhenweg

1974/75

Die jährlichen Arbeitsausfahrten im Juni vor der Saisoneröffnung wurden zum festen Bestandteil des Sektionsprogramms. Dies war umso notwendiger, da die gestiegenen Arbeitskosten durch Fremdfirmen nicht zu tragen waren. Erfreulicherweise meldeten sich immer genügend Fachleute oder geeignete Laien aus der Mitgliedschaft für die sämtlich ehrenamtlich durchgeführten Arbeiten.

Arbeitsausfahrt 1975

Wegebau 1975

1976

Die für die Baumaßnahmen erforderlichen Beschlüsse wurden von der Mitgliederversammlung der Sektion Rüsselsheim gefasst. Die 50-Jahrfeier der Hütte fand bei viel Neuschnee statt. Ehrengäste sind u.a. der Bürgermeister der Talgemeinde St. Leonhard und der Oberbürgermeister der Stadt Rüsselsheim Dr. Karl-Heinz Storsberg

Oberbürgermeister Dr. Karl-Heinz Storsberg (li.) und 1. Vorsitzender Reinhold Jablonski

1977

Am Gabintenhang wurde eine Quelle erschlossen, die über eine 6oo m lange Rohrleitung die Hütte verlässlich mit Wasser versorgt.

Nun fließt gutes Quellwasser zur Hütte

1978

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Sektion traf sich der Vorstand im Juni zu einer ersten Vorstandssitzung auf der Hütte, um damit seine Verbundenheit mit seinem Sorgenkind zum Ausdruck zu bringen. Die Materialseilbahn wurde im September termingerecht in Betrieb genommen.

1979-1981

Erweiterung der Hütte und der sanitären Einrichtung. Schwierigkeiten der Finanzierung auf Grund von Steueränderungen des österreichischen Staates konnten gemeistert werden. Wiederum war Eigenhilfe, verbunden mit einer zusätzlichen Bausteinaktion, gefordert.

1980: Erweiterung und Sanierung der Hütte

Die Hohe Geige erhielt ein neues schmiedeeisernes Gipfelkreuz, gestiftet von unserem Mitglied Ernst Streck, nachdem das alte hölzerne Kreuz seit Jahren durch Wettereinfluss zerstört unterhalb des Gipfels lag. Sektionsmitglieder trugen das ca. 50 kg schwere Kreuz auf dem Normalanstieg in einer schweißtreibenden Aktion auf den 3395 m hohen Gipfel und verankerten es dort.

Das neue Gipfelkreuz wird auf die Hohe Geige transportiert

Die Trägermannschaft für Kreuz, Zement, Blitzschutz usw.)

1997

wurde die Wasserversorgung nachhaltig verbessert. Die Quellfassung am Gabintenhang wurde aufwändig saniert, ein neuer Sammelbehälter installiert. Rund 50 Höhenmeter oberhalb der Hütte wurde ein 1000 Liter fassender Zwischenbehälter eingesetzt.

Errichtung der Wasserfassung an der Quelle

1999

Eine mächtige Lawine beschädigt im Februar Hütte und Seilbahn erheblich, der Winterraum wird völlig zerstört. Erneut wird die Sektion stark gefordert, aber dank der Unterstützung des Österreichischen Bundesheeres, einheimischer Hilfe und durch Arbeitseinsätze der Sektionsmitglieder wird es möglich, bereits in der folgenden Saison den Betrieb der Hütte wieder aufzunehmen.

2000 / 01

stand im Zeichen der weiteren Sanierung der Hütte. Die Wiederherstellung der Winterhütte beinhaltete einen neuen Winterraum mit 12 Lagern, einen Selbstversorgerraum, eine kleine Werkstatt und die Seilbahnstation. In der Haupthütte gab es bessere Unterbringungsmöglichkeiten für das Personal. Der Eingangsbereich erhielt einen zusätzlichen Windfang.

Die neue Winterhütte ist errichtet

Die schmucken Matratzenlager im Winterraum

2001

75-Jahrfeier der Hütte und feierliche Umbenennung in „Rüsselsheimer Hütte (vorm. Neue Chemnitzer Hütte)“ mit großer Beteiligung der Sektionsmitglieder und vielen Ehrengästen aus der Talgemeinde St. Leonhard, der Bezirkshauptmannschaft Imst, den Nachbarsektionen aus dem Rhein-Main-Gebiet als auch aus Ludwigsburg und der Sektion Chemnitz, des Hauptvereins, einer großen Delegation des Magistrats der Stadt Rüsselsheim, an deren Spitze der Oberbürgermeister Stefan Gieltowski. Die Musikkapelle St. Leonhard umrahmte die von Dekan Paul Grünerbl gehaltene Bergmesse und spielte in der Hütte auf.

Die St. Leonharder Musikkapelle umrahmt die Feier

2003

Errichtung und Inbetriebnahme einer modernen Kleinkläranlage, nach dem Prinzip des Filtersacksystems. Die Anlage ersetzt die bereits im Jahr 1981 errichtete Drei-Kammer-Kläranlage.

In dem Rohr ist die Filtersackanlage untergebracht

2004

Installation und Inbetriebnahme der Energieversorgungsanlage, bestehend aus:
elektrischer Energieerzeugung durch Fotovoltaik und Kleinwasserkraftturbine für Beleuchtung, Kühl- und Gefriergeräte, Küchengeräte, sonstige elektrische Verbraucher
Heißwasserbereitung durch umweltfreundlichen Holpellet-Heizungs-/Kochherd
Zusätzlich wurde eine moderne Brandmeldeanlage installiert und in Betrieb genommen.

PV-Anlage auf dem Dach cder Winterhütte

Ein Förderungsprogramm der DBU (Deutsche Bundes

Die Helfergruppe für die Elektro-Installation

stiftung Umwelt) ermöglichte die Finanzierung.

2005

Verleihung des begehrten DAV-Umweltgütesiegels für die Schutzhütte anlässlich der DAV-Jahreshauptversammlung in Berchtesgaden. Damit wurde die Hütte für die umweltfreundliche Ver- und Entsorgung sowie die mustergültige umweltgerechte Bewirtschaftung ausgezeichnet.

2008 bis 2011

 

Errichtung eines Klettergartens und des Klettersteigs „Kleinbärenzinne“ zur Bereicherung des Umfelds der Hütte und für alpine Ausbildungen.

Im Klettersteig "Kleinbärenzinne"

2011

Installation einer Notabstiegstreppe als zusätzlicher Notausgang auf der Nordseite des Gebäudes.

2011

Verstärkung der Trinkwasserleitung zwischen der Quellfassung und dem Trinkwasser-Zwischenbehälter. Damit verbunden war eine bessere Ausnutzung der Trinkwasserturbine, notwändig wegen des gestiegenen Energiebedarfs.

2015 bis 2016

Umfangreiche Erweiterungs- und Umbauarbeiten der Hütte: Erneuerung und Vergrößerung der Küche, Trockenraum, Personal- und Pächterräume, Erneuerung der Sanitäranlagen, Verkleinerung der Übernachtungseinheiten für Gäste, Umbau der Materialseilbahn von Diesel- auf Elektroantrieb, Errichtung eines neuen Technikraums mit einem Rapsöl betriebenem Blockheizkraftwerk.

2016

inweihung des neuen Bauwerks und festlicher 90-Jahr-Feier der Hütte. Wie schon bei der 75-Jahr-Feier hielt Dekan Paul Grünerbl die Bergmesse bei bestem Wetter.

Bergmesse zur feierlichen Hütteneinweihung durch Dekan Paul Grünerbl

2011

Verleihung des Siegels „So schmecken die Berge“. Auf Alpenvereinshütten mit dieser Auszeichnung kommen nur die besten Speisen und Getränke auf den Tisch. Der Großteil der Produkte stammt aus einem Umkreis von 50 Kilometern – und möglichst aus ökologischer und nachhaltiger Berglandwirtschaft. Es gilt: so lokal und regional wie möglich.

Auch zukünftig wird die Rüsselsheimer Hütte die Sektion noch finanziell fordern. Jährliche Wartungen der technischen Anlagen und Einhaltung der behördlichen Auflagen stellen große Herausforderungen an die Sektion. Glücklicherweise stellen sich immer wieder ehrenamtlich arbeitende Helfer zur Verfügung. Hoffen wir, dass unser Schmuckstück zukünftig von Katastrophen verschont bleibt. Den vielen freiwilligen Helfern, die durch die jährlich stattfindenden Arbeitseinsätze ehrenamtlich dazu beitragen, dass unsere Hütte erhalten bleibt, gilt der herzliche Dank der Sektion. Herzlichen Dank auch unseren Pächtern, die durch eine vorzügliche und oft gelobte Bewirtschaftung zum guten Ruf der Rüsselsheimer Hütte beitragen.